Der Glockenguss
Die Apoldaer Glockengusstradition begann im Jahr 1722 mit Johann Christoph Rose, der in der heutigen Glockengießerstraße eine erste Gießhütte errichten ließ. Diese Gießerei erwarb 1759 Johann Georg Ulrich, der aus einer hessischen Glockengießerfamilie stammte. 1826 gründet Carl Friedrich Gottlieb Ulrich (ein Enkel Johann Georg Ulrichs) eine zweite Glockengießerei in Apolda (Gießerei C.F. Ulrich), die bis 1876 von seinen Söhnen Ernst Carl Friedrich Christian und Richard Emil weitergeführt wurde. Da beiden keine Söhne geboren wurden, übernahm Franz Friedrich August Schilling (der Schwager von Richard Emil) 1876 die Firma, die von 1826 bis 1876 in Apolda 1.260 Glocken hergestellt hatte. Bis 1910 kamen noch einmal mehr als 5.000 hinzu (darunter das Geläut der Dresdner Kreuzkirche). Die ursprüngliche Apoldaer Gießerei (Gießerei Gebr. Ulrich) musste 1902 Konkurs anmelden, wurde aber im Jahre 1910 von Carl Richard Heinrich Ulrich neugegründet. Diese war es auch, die 1923 die größte Glocke des Kölner Doms goss (sog. „Decke Pitter“), was das Unternehmen jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten brachte. Ein Modell im Maßstab 1:1 befindet sich heute im Besitzt der Stadt Apolda. Die endgültige Schließung der Gießerei gebr. Ulrich erfolgte 1948.
1910 wurde aus der Gießerei C.F. Ulrich die Firma Franz Schilling Söhne. Franz Schilling Junior war nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Rückführung zahlloser Glocken beteiligt, die als Rohstoffreserve für Kriegszwecke requiriert worden waren. 1972 wurde die Gießerei verstaatlicht und produzierte bis zu Ihrer Schließung im Jahre 1988 vorwiegend Glockenspiele.
Insgesamt verließen die Stadt Apolda über 20.000 Glocken in alle Welt.
Das Apoldaer Glockenmuseum - 1952 gegründet - zeigt die Kulturgeschichte der Glocke von den Anfängen bis zur Gegenwart in fünf Abteilungen.
Heute wird der „Decke Pitter” sogar besungen: